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Mittwoch, 7. November 2007

…spielt `ne Rentnerband, seit 70 Jahren Dixieland…

so ähnlich muß es sich wohl das angefühlt haben, was Udo Lindenberg in „Andrea Doria“ beschreibt. Aber ich will nicht vorgreifen!


Der Tag fing damit an, daß Manuela so ca. um 7.51 Uhr morgens anrief, um Anne mitzuteilen, daß die Saudis in der Stadt sind (diesen Teil sollte man sich schon mal für später merken!). Zu diesem Zeitpunkt wußte ich allerdings noch nicht, daß das ein böses Omen sein würde.


Ich legte gemeinsam mit dem Rudel also noch ein kleines Vormittagsschläfchen ein und wurde dann irgendwann im Laufe des Tages erst wieder wach. Unterdessen waren Annes Vorbereitungen für die Organisation der Weihnachtsfeier bereits so weit fortgeschritten, daß sich daraus auch Pläne für den weiteren Verlauf des heutigen Abends abzeichneten. Grob umrissen lauteten diese so: „Feierabendbrunch mit Jazz“ oder so ähnlich. Klang gut für mich, zumal die Rede von einem reichhaltigen Büffet war.


Später irgendwann rief auch noch Ronnie an, der ebenfalls Feuer und Flamme für diesen potentiell heißen Abend war. Also ging es „auf zum Atom“!


Nachdem wir unseren Weg durch einen krankenhausflurartigen Eingangsbereich gefunden hatten, fanden wir uns in der Alten Pumpe wieder. Noch schien alles ganz harmlos. NOCH!


Wir nahmen Platz und zwar am besten Tisch, der sich tatsächlich als einer der besten entpuppte. Noch schien alles ganz gut zu laufen. NOCH! Ein sehr freundlicher und aufmerksamer Kellner kam und nahm unsere Bestellungen entgegen und auf unsere Bestellung „dreimal Büffet“ reagierte er ganz gelassen, so als wollte er sagen: „Keine Sorge es ist genug für alle da. Eßt soviel Ihr möchtet. Hier muß niemand verhungern!“


Solche Gedanken liest man natürlich gerne und auch die Dixieland-Band begab sich schon in ihre Startlöcher. Noch lief also alles ganz gut an. NOCH!


Wir begaben uns also auf zum Büffet und begannen so langsam mit ein paar Kleinigkeiten, um den Magen schon mal etwas vorzubereiten, denn offensichtlich war noch nicht alles aufgetragen.



Es gab zuerst zwei Sorten Kartoffelsalat, Rote-Beete-Salat, Bohnensalat, etwas Brot, Oliven, Peperoni, Rollmops, Bratmops und Kuchen. Noch dachte ich so bei mir, ich hätte erst mal die richtigen Sachen aufgebaut, bevor ich den Nachtisch hinstelle. NOCH!


Also setzten wir uns erst einmal und genossen die Musik, schließlich blieb uns noch genug Zeit um auf das richtige Essen vom kalt-warmen Büffet zu warten. Wir wollten uns ja schließlich nicht mit dem ganzen anderen Zeug vollstopfen. Anne hatte dann noch etwas entdeckt, was ich offenbar übersehen hatte: Die Suppe! „Was für eine Suppe?“, fragt Ihr? Nun…ähm…naja….also…tja…so eine Art Kartoffel-Erbsen-Eintopf-Suppe mit Schinken-Rahm. Geschmacklich so auf der Skala zwischen angebrannt und muffig. So muß Bratkartoffelsuppe schmecken. Noch waren wir guter Dinge, denn es war ja schließlich „nur“ die Suppe, um die es sich handelte und nicht eins der Hauptgerichte, die übrigens immer noch nicht aufgetafelt waren. Aber die Warmhalteplatten waren ja auch noch nicht richtig aufgeheizt.


In der Zwischenzeit hatten wir Gelegenheit, die Band mal genauer unter die Lupe zu nehmen.



An der Klarinette und am Tenorsaxophon: Herr Meyer, sonst Latein und Deutsch, eigentlich ein ganz lockerer Typ, der auch mal für einen Scherz zu haben ist, der leider mit dem Defizit ausgestattet war, daß man ihm dies überhaupt nicht ansah.
An der Trompete: Oliver Lehman, Kunst, Mathematik und Evangelischer Religionsunterricht, der mit seinen Partykommentaren selbst den letzten Extacy-Red-Bull-Cocktail-User zum Einschlafen bringen könnte. Man mag sich gar nicht seinen Unterricht vorstellen.
An der Posaune, ein Typ der genauso alt war wie alle anderen, dies aber geschickt durch einen hipperen Stil (blondierte Haare, flottes Schört) zu kaschieren wußte. Alles in allem könnte man ihn wohl als eine Mischung aus Brösel und Alice Schwarzer beschreiben, vielleicht mit einer Prise Campino dazu.
Hinter ihm und genaugenommen auch hinter und an der Tuba: Dorothea. Biologie. Ganz klar! Nicht mehr und nicht weniger!



Neben ihr, am Banjo, Physik und daneben Mr. Waschbrett. Der Knaller! Eigentlich sollte er wohl Klavier spielen, oder so was, aber irgendwas war da mit Klavier eingeschlossen und kein Schlüssel oder so, aber das war eigentlich auch egal. Das Waschbrett schien uns noch mehr, viel, viel mehr zu verheißen! NOCH!


Ronnies Antipasti-Teller „Mediterran“:



inspirierte auch Rudi einen weiteren Kontrollgang zum Büffet vorzunehmen. Denn schließlich, so glaubten wir noch, würde bald etwas kommen.
Die nächste Runde am Büffet vorbei führte erst einmal auf die Toilette und auf dem Rückweg, man höre und staune, gab es tatsächlich einen Teller mit Boulettchen. Das war es doch, worauf Ronnie sich die ganze Zeit schon gefreut hatte.



Also gab es erst einmal zwei für jeden, damit man sich nicht schon zu Anfang den Bauch vollschlug. Wir waren schließlich alle immer noch in freudiger Erwartung der Hauptgerichte, die, so versuchten wir uns glauben zu machen, noch etwas länger dauerten, denn schließlich handelte es sich dabei um diverse Aufläufe und Lasagne usw. Unterdessen wuchs langsam unsere Neugier und Anne rang sich endlich dazu durch, zu fragen, ob es noch etwas geben würde. Dies war natürlich als rhetorische Frage gedacht, denn uns war allen klar, daß es noch etwas geben würde, denn schließlich waren die heißen Warmhalteplatten ja noch leer und auch andere Indizien sprachen dafür, besonders der Umstand, daß es sehr viele Teller gab, zu viele nur für das Bißchen was erst da stand. Annes Frage sollte also so verstanden werden: „Was würde es noch geben?“.
Die Antwort des Kellners war vernichtend!
Das war tatsächlich schon alles! Es würde nichts mehr geben! Das war’s! Servus, Danke und Adieu!


Noch nie hatte uns jemand so vernichtend und endgültig den letzten Funken Hoffnung geraubt, wie dieser Kellner, mit der Erklärung, die Warmhalteplatten wären noch so heiß, weil es immer etwas dauert bis sie abkühlen.


Er sollte kein Trinkgeld bekommen.





Durchatmen!
….


Okay, versuchen wir also das beste aus dem Dilemma zu machen.
Und Rudi machte das beste daraus. Was das war könnt ihr auf seinem Teller sehen.



Anne machte ebenfalls das Beste draus:



Ronnie versuchte sich am Nachtisch, gut sah er aus, aber geschmeckt hat er...!



Das einzige was den Abend gerettet hat war das skurrile Alt-Westberliner-Publikum und die Dixielandband. Ich habe mir erlaubt ein kleines Video zu drehen:



Jawohl: Die Saudies kommen! Da hat wohl noch jemand mit Manuela telefoniert.




Fazit: Das Schild über dem Tor verabschiedete uns mit einem „Auf Wiedersehen in der Alten Pumpe.


Nicht mit uns!


Die Dixielandband hingegen würden wir uns nochmal anhören.

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